Text: Kristel Vilbaste
Photos: Arne Ader
Mit der Sommerhitze beginnt der bunte Schmetterlingssommer. Schwalbenschwanz
Plitsch — platsch! Die Elchkuh, groß wie ein Berg, kommt als erste ... zwei kleine Junge mit rotem Fell folgen ihr auf den Fersen. Mami geht in die Knie und schnappt sich ein großes Maulvoll vom blühenden Fieberklee.
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
Plappernde Dorngrasmücke,
große Blüten des Waldwindröschens,
Libellenflüge
und Hitze.
In den Sümpfen findet gerade eine Vogelzählung statt, dazu, welche Vögel in die Moore kommen und welche ständig dort sind. Bruder Enn kommt am frühen Morgen aus einem Moor in Pärnumaa und ruft: „Ich habe mit eigenen Augen einen Wolf gesehen! Ich kam gerade mit dem Sonnenlicht in sein Sichtfeld, daher kam er ganz in meine Nähe. Er hat eine Höhle auf der Moorinsel, dort gibt es immer noch einen Wald-Partisanenbunker — sogar ein Ofen ist noch dort. Beides sind Ausgestoßene.“ Aber im Moor gibt es viel mehr als Elche und Wölfe. „Die Küken des Raufußhuhns sind bereits recht groß, die Jungen des Raubwürgers sind flügge und tapsen im Sumpf herum mit Lauten wie kleine Lämmer — man muss die ganze Zeit schauen, ob nicht so ein plüschiges Ding sich im Moor verirrt haben könnte“, ergänzt Vogelkenner Enn Vilbaste. Schnepfe, Brachvogel, Rotschenkel, Bekassine ... sie alle sitzen auf den Eiern. Während des Wochenendes waren Leute unterwegs, nach der Balz der Doppelschnepfe zu suchen. Und die Moltebeere hat in diesem Jahr ohne Nachtfröste blühen können!

Brütender Kiebitz
Möwen - dumpf aufschlagend
Das ruhige Leben der Vögel hat sich verändert. Die Nachtigall hat keine Zeit mehr, ausführlich zu schlagen. Um 6 Uhr übernahm die Dorngrasmücke das Singen und erzählte von langen Reisen. Aber dessen Geliebte hat keine Zeit, sich das alles anzuhören, der Nestbau geht fleißig voran, weil bald Familienzuwachs zu erwarten ist. Die Bachstelzen schnappen immer größere Happen von Windschutzscheiben oder sogar von der Straße für die vor Hunger piepsenden Küken. Die Krähen hacken energisch mit dem Schnabel nach allem, was in die Nähe ihrer Jungen kommt, sei es Katze oder Mensch. Die einzigen, die sie nicht erwischen können, sind die Wacholderdrosseln, weil deren Schnabelhiebe beim Schutz ihrer Brut sogar die großen grau bemantelten Nebelkrähen vertreiben. Die Möwen, die infolge eines Versuchs, sie von den Inseln zu verjagen, auf die Hausdächer geflüchtet sind, hüten ihre Jungen auf den Dächern, in Kürze werden sie beginnen, von den Dächern herunter zu plumpsen. Nun, da die Jäger wieder die offizielle Erlaubnis zum Abschuss von Stadt-Möwen, Nebelkrähen und Saatkrähen bekommen haben, kann man erwarten, dass die Vögel in die Nähe von menschlichen Hausfenstern rücken.
Zum Strand, zum Strand!
Nach Untersuchungen an der italienischen Universität von Bari halten sich die Leute bei Lufttemperaturen von über 25 Grad an schattigen Plätzen oder in der Nähe von Gewässern auf. Jetzt, da sogar in den Gewässern die Temperatur 20 Grad erreicht, sind die Strände voller Menschen, aber im Wasser sind es nur wenige. Die Temperatur am Nordende des Peipussees erreicht kaum 16 Grad, aber die Widerstandsfähigsten sind im Wasser! Der größere Teil badender Menschen jedoch bleibt im Sand, bräunend, oder an der Flussmündung mit der Angelrute in der Hand — es kommen immer noch Rotaugen. Die Plage der Sonnenanbeter, die Bremsen, sind da. „Menschenfressende“ Mücken zierten witziger Weise sogar die Wappen der Armee anstelle von Löwen. Und die noch viel üblere Gewalt als die Mücken, die Schnaken, schleichen auch um die Gewässer herum. Aber für alle ist der Sommer gut. Die Gurkenverkäufer rund um den Peipus warten bereits auf die Sommergäste.
Blüten der Mondviole (Lunaria rediviva) in den Kliffwäldern
Frauenschuh in der Wiese
Die Bauern sind mit dem Silageheu beschäftigt. Ich sah drei Kiebitze traurig in der Wiese hocken: „Wo sind meine Küken?“ Vogelkenner sagen, für die Heumahd sei es jetzt nicht schlechter als eine Woche später, jetzt könne es ihnen noch gelingen, irgendwo in der Nähe eines Strommastes ein neues Nest zu bauen, wenig später können sie das nicht mehr. Der Roggen hat Grannen angesetzt, und das Knäuelgras reicht bis zu den Hüften. In der Stille der Waldwiesen blühen Frauenschuh, Helmknabenkraut und andere wunderbare Blumen. Wiesenkerbel, Kuckuckslichtnelke, Wiesenschaumkraut und Butterblumen ergänzen nach und nach das mitsommerliche Bild der Wiesen. Der erste Kranz kann aus Margeriten und den rosa Blütenbüscheln des Klees geflochten werden. Löwenzahn ist bei der Hitze nur noch eine „schleierhafte“ Erinnerung. Südestland liegt unter dem Duft der Pfeifensträucher, im Norden hält sich noch der Duft des Flieders.
Gartengesumm
In Kütioru am Ilmamäe tragen die Erdbeeren bereits die Anfänge winziger Früchte, aber die weiße Armee der Blüten folgt unaufhörlich. Die Erbsen rufen nach Stäben, die Zwiebeltriebe versuchen zu blühen. Karotten kann man bereits ohne Brille ausdünnen, und der Rhabarber reicht bis zur Hüfte. Die Beerensträucher sind voller Früchte. Kirschen sind komplett ausgefallen, in Südestland verbreiten die Bienen eine Krankheit, die sie völlig ausdörrt. Bienen haben jedoch ihren Sinn; am Freitag, als ich die Kartoffeln jätete, merkte ich, dass ich zu viel Sonne abbekommen hatte. Ich wollte aber noch die Reihe zu Ende bringen, aber als eine Biene mir im Haar summte und ich mit der Hand dorthin griff, kam der Rest auch und es gab keine Wahl, als ins Haus zu flüchten. Die drei Jungen der Rotdrossel am Schuppen sind ausgeflogen, der Zilpzalp im Mohn fliegt nicht mehr auf, wenn ich nach den im Nest wachsenden Kleinen schaue. Der Pirol flötet und flötet, nicht ein leisestes Kreischen in diesem Jahr.

Wald-Vergiss-mein-nicht
Blumengeschichte: Vergiss-mein-nicht
Landbewohner haben immer schon ein wundervolles kleines Auge in den blauen Blüten des Vergiss-mein-nichts gesehen – ein hübsches blaues Auge mit einer gelben Pupille in der Mitte. Daher stammt auch der estnische Name Lerchenauge, aber alle Geschichten über die Blumen sind mit dem Erinnern verknüpft. In den Wäldern von Alutaguse hatte ein Hirtenjunge viele Schafe zu hüten. Der Wolf kam und tötete viele von ihnen. Der Schafhirte begann zu weinen und aus den Tränen wuchsen Vergiss-mein-nicht.
Zitat:
Gibt es viel Wiesenschaumkraut, dann wird es große Überschwemmungen an den Flüssen geben.
Übersetzung: Liis und Leonia