
Reifendes Korn. Roggen in Sangaste
In Kürze:
Rumms-zong! Das Zimmer wird von endlosem Donnergrollen erfüllt. Ich schaue aus dem Fenster in dieses nächtliche Rumoren und im Licht des nächsten Blitzes sehe ich einen kleinen Igel dieses Sommers über den Rasen hin- und herhuschen. In großer Angst. Nasenspitze und Augen vom Blitzlicht glänzend.
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
Blütenkaskaden der Goldrute,
streunende Spechte,
Herumgehusche auf dem Rasen
und rumms-rumms-rumms.
Die Hitzedürre und das Donnergrollen lassen selbst große Tiere verschreckt herumirren. Die langhaarigen und großhornigen Schottischen Hochlandrinder flohen aus meines Bruders Viehpferch mit solcher Blitzeseile, dass nur noch Staub vom Torpfosten blieb. Die Schafherde, die rundherum gekreist war, eilte ihnen hinternach. Das Gewitter ließ noch nicht mal meiner Tochter kräftige Katze in Tartu ruhig, sie drückte ihre Krallen jedem Menschen in die Hand, der sie zu beruhigen versuchte und maunzte kläglich. Die einzigen, die es schafften, in diesem Höllenlärm zu schlafen, waren die gebräunten und totmüden Kinder mit dem weißen Handgelenkstreifen von den großen Sommerveranstaltungen. Größere Menschen sind müde von den üblichen Reparaturaufgaben, aber so in Sorge über den Sommer der „fliegenden Gegenstände“, dass sie herauseilen, um die Gartenstühle einzusammeln. Aber in der Nacht gibt es auch noch andere Dinge, das Gezirpe der Grillen setzt unmittelbar nach dem Ende des Donnergrollens sofort wieder ein und der Niederschlag bleibt in den Wolken. Die Zirper sitzen hoch oben in den Bäumen und reiben glücklich ihre Hinterbeine. Im taunassen Gras schleichen Jungfrösche fort, einige von ihnen mit so weiten Hüpfern, die passend zu den Olympischen Spielen Interesse wecken, hinauszugehen und ihre Sprunglänge nachzumessen. Eine große Motte kreist um den Lichtkegel aus dem Fenster und wendet sich dann entschieden dem Geissblatt zu, wahrscheinlich in der Hoffnung, ein wenig süßen Honignektar zum Trinken zu finden.

Rohrsänger sammeln Reisekräfte beim Jagen nach Blattläusen im Schilf
Lächeln des Vollmondes
So ist das Bild Estlands in der Mitte des Sommers unter den Gewitterwolken. Ich weiß, dort hinter der tiefschwarzen Wolke lächelt der Vollmond sein vorletztes Lächeln dieses Sommers, nur noch einmal wird er scheinen, mit Engelswangen wird er uns am letzten Augusttag scheinen. Die Rastlosigkeit des herannahenden Herbstes hat auch die Vögel ergriffen. Kein Kuckuck ruft mehr und die glücklichen Lieder der Singvögel sind erstorben. Am Morgen sind nur noch die überlauten Debatten der Starenschwärme, aufgereiht auf dem Dachfirst des Hauses zu hören, und das Keckern der Elstern und der Krach des vorüberrauschenden Hubschraubers. Sogar die Rasenmäher haben eine Sonntagmorgen-Atempause genommen, nur auf Grundstücken, die von den Kommunalbehörden einen Strafgebührbescheid erhalten haben, sind Arbeiter mit den Trimmern am Lärmen.
Hurtig, hurtig nach Süden!
Spechte und Rohrsänger sind auf dem Zug. Die Spechte kommen über Hanko und Osmusaar und eilen die Küste entlang in den Süden. Die Rohrsänger ziehen ruhig, Blattläuse entlang der Schilfgürtel naschend Richtung Süden. Auf meiner morgendlichen Radeltour stieß ich auf einen Kohlmeisenschwarm, der ganz offensichtlich in Zugstimmung war. Die Kraniche sind in die ersten vom Vollernter bearbeiteten Getreidefelder niedergegangen, noch haben jedoch nicht alle Weißstörche Wind unter ihren Flügeln. Enten fliegen in großen Scharen herum, sie haben vermutlich bereits ihren Zugplan fertig. Die Schwanenküken sind groß geworden. Und gemeinsam mit Aothät vergossen wir einige Tränen am Värska-Ufer, wo ein „hässliches Entlein“ sein Leben unter einem Baum am Ufer gelassen hatte. Aber ich habe zu erklären versucht, dass nicht aus allen wunderschöne weiße Schwäne heranwachsen werden.

Pfauenauge an Goldrute
Körbe voll Pfifferlinge
Die größte Veränderung hat sich über Nacht im Pflanzenreich ereignet. Ein sehr deutliches Sommerende-Zeichen ist es für mich, wenn der Rainfarn und die Goldrute zu blühen beginnen. Ziemlich die gleiche goldene Farbe haben nahezu auch schon alle Getreidefelder. Die Erntemaschinen-Armee frisst Roggen ebenso wie Weizen und sogar Raps verschwindet zwischen den Zähnen der eisernen Maschinen. Die Köpfchen der Sumpfbinsen sind kohlschwarz. Die ersten Klaräpfel auf dem Rasen nach den Sturmböen, es gibt in diesem Jahr auf den Bäumen Pflaumen, die überlebt haben, in einigen Wochen spätestens sollten die meisten reif genug sein. Schwarze Johannisbeeren fallen ab und rote sind überreif. Die Ahorn-Flügelchen sind bereits rötlich, die Beeren und Blätter der Ebereschen zartrot. Die ersten Täublinge und Steinpilze sind im Wald, im Gras Boviste, und die Pfifferlinge sind so zahlreich, dass sie in in großen Körben aus dem Wald gebracht werden können. Das einzige, was die Pilzsammler stört, sind die enorme Anzahl an Mücken und Bremsen. Mein Bruder beschrieb die Heuernte, dass er, als er sich vom Feld kommend ins Auto setzte, 30 Bremsen auf einmal zerquetschte.
Wetter-Beschwörungen
Neben den Renovierungsarbeiten zu Hause fuhr ich diese Woche für einen Tag, um die Wahl des Seto-Königs oder Hoch-Sootska zu sehen. Ja, genau, so könnte die gesamte Führungsspitze unseres Landes gewählt werden, nur schade, dass selbst dort die Macht nicht leicht an Frauen vergeben wird. Nach Sarve Õie brauchen wir dringen starke Frauen, ihre Kinder und Enkelkinder für dieses Land. Und dank der uralten Lieder hat das Seto-Land eine solch enge Bindung an die Natur, dass es ihnen gelang für die Festtage ein solche angenehmes Wetter herbei zu rufen, dass es genug Sonne und genügend Wolken gab. Der einzige Niederschlag, der von oben kam, waren die Birkensamen, und die Köpfe aller Festteilnehmer waren voll von diesen goldenen Pailletten und sie waren sogar zur Dekoration von Evar Riitsaars Silber-Scheibe geeignet. Es war traurig zu beobachten, dass auf den Speiseplatten Värskas der Geruch des Peipussees gänzlich fehlte; der Raubfisch Zander hat sie alle im See verschlungen. Aber die kleine Maräne kommt wieder in dem Gewässer vor.

Maulwürfe wurden in diesem Sommer häufiger als sonst beobachtet ...
Wer Äpfel vor Laurentiustag isst, bekommt Furunkeln. Helme
Empfehlung:
Am Laurentiustag, dem 10. August, lohnt es sich zur Kuusalu-Kirche zu pilgern, weil Laurentius der Schutzpatron der Kirche ist. Diese Wallfahrt sollte nicht von denen, die nicht an den christlichen Glauben gebunden sind, verachtet werden. In Kuusalu existierte bereits vor dem Bau der Kirche ein heiliger Hain. Es gibt Dokumente, die beschreiben, dass die Leute des Landes kleine Wachsstatuetten zur Kirche brachten und nackt auf dem Kirchhof tanzten. Es ist ein guter Platz um zu verstehen, dass alle Formen des Glaubens wirklich gemeinsame Wurzeln haben.
Estlands Quellen: Prandi-Quelle
Im Bezirk Järva, in der Gemeinde Koigi und dem Dorf Prandi unmittelbar neben dem Park gibt es den Prandi-Quellsee und die große Prandi-Quelle. Die Dorfbewohner sind so stolz darauf, dass sogar ein Walzer auf die Quelle komponiert wurde. Der See ist etwa hundert Meter breit und etwa einen Meter tief. Das Tal hat sanfte Hügel und einen Kalksteingrund mit zahllosen Quellen, mit einer dünnen Lehmschicht darauf; Teile der Ufer sind sumpfig. Hier beginnt der wasserreiche Fluss Prandi. Ein kurzer, wasserreicher Bach fließt in den See, von der großen Quelle kommend, die 40 m breit und 1,5 m tief ist mit einem Kalksteinboden. In dem Teich sind mehrere Quellaustritte. Die Fließgeschwindigkeit der Quellen ist im Jahresverlauf verhältnismäßig gleichmäßig, beträgt etwa 100 l/s. Die Prandi-Quelle ist auch eine Augenquelle, deren Wasser Augenkrankheiten heilen soll. In der Quelle wurden Silbermünzen gefunden, also wurde sie in alter Zeit von den Menschen sehr verehrt.