Ameisen Welt

 Text: Urmas Tartes
Fotos: Urmas Tartes und Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
 
Ameisen bilden bis zu einem Zehntel der Masse lebender Natur. Die meisten leben innerhalb von Ameisenhaufen. Auf der Oberfläche des Nestes finden wir nur einen Bruchteil der Einwohner des Haufens.
 
  Alle Lehrbücher, Handbücher, Enzyklopädien, Internet, Vorträge und tausende von anderen Quellen besagen: Insekten sind geflügelte und sechsbeinige Tiere. Was nützt uns dieses Wissen, wenn wir zu einem Ameisenhaufen kommen?
 
Tausende von winzigen Wesen huschen da auf den Boden herum. Sie haben alle sechs Beine, aber es gelingt uns nicht einen einzigen Flügel zu entdecken. Es sei denn es ist eine Insektenbeute mit zerknitterten Flügeln die von fleißigen Arbeitern in Richtung des Haufens gezogen wird.
 
Diese winzigen Insekten , die nicht in unser Wissensschema passen, könnten wir einfach in Ruhe lassen. Warum sollten sie unser klares Verständnis der Welt stören? Doch leider lassen die Ameisen selbst sich nicht vernachlässigen. Stellen Sie sich nur vor, jemandem würde es gelingen zu zählen, wie viele Ameisen es insgesamt auf der Welt gibt? Schätzungen ergeben, dass, wenn alle lebenden Dinge im Amazonas Regenwald bewertet  würden: Pflanzen, Tiere, Pilze, Algen und darunter ganz sicher auch Ameisen, würden die Ameisen ein Drittel des Gesamten ausmachen. Würde eine ähnliche Bewertung für den ganzen Planeten gemacht werden, schätzt man,  dass der Anteil der Ameisen ein Zehntel ausmachen würde.
 
Doch wenn wir versuchen die einzelnen Ameisen zu zählen, dann haben wir ein Problem, weil die Ameisen wirklich winzig sind. Eine durchschnittliche Ameise wiegt ungefähr 5 Milligramm und für das Gewicht eines Menschen wären Tausende, wenn nicht Zehntausende von Ameisen nötig. Wenn eine solche Anzahl von Insekten gleichmäßig auf dem Boden verteilt würde, dann gäbe es zweifelsohne keinen Platz auf dieser Welt worauf man einen Fuß setzen könnte ohne einige dieser faszinierenden Lebewesen zu zerquetschen. Glücklicherweise passiert das nicht, denn die Ameisen überraschen uns wieder einmal: Ameisen sind soziale Insekten, die zusammen in einem schönen Ameisenhaufen leben, wie es die Menschen in den Städten machen.
 
Soziales Leben bedeutet, dass in einem Ameisenhaufen das System der gemeinsamen Arbeitsaufteilung besteht. Auf Grundlage dieses Arbeitsaufteilung Schemas sind viel mehr Ameisen mit Aufgaben innerhalb des Nestes beschäftigt, als draußen arbeiten. So schaut es auf den ersten Blick aus, als ob da weniger Ameisen wären als die Zahlen uns sagen.    Der Grund dafür ist einfach: die meisten Ameisen sind immer vor unseren Blicken versteckt. Und sogar die, die aus ihrem Heim herauskommen klettern außerhalb unseres Gesichtskreises auf die Bäume.
 
Ameisen laufen auf einem Schild. Akste
 
Obwohl das System der Arbeitsteilung der Ameisen manchmal ähnlich beschrieben wird, wie das Kastensystem in Indien ist die Organisation des Lebens in einem Ameisenhaufen nicht so starr beschrieben. Jede Arbeiter Ameise  wird in jungen Jahren mit den Arbeiten im Inneren des Haufens beginnen, doch in den letzten Jahren ihres Lebens wird sie außerhalb arbeiten. Heute wird ein Ameisenhafen nicht als Gegenstück  der menschlichen Gesellschaft angesehen, aber als ein Super- Organismus in dem verschiedene Individuen bestimmte Aufgaben, ähnlich wie verschiedene Organe, in unterschiedlichen Lebensphasen ausfüllen.
 
Jedes Nest hat zum Beispiel  Ameisen, die Futter draußen sammeln und es verarbeiten, analog zu dem Verdauungssystem, um akzeptabel für die Ameisen zu sein, die im Inneren des Nestes leben und Ameisen die sich um die Entfernung von Abfall aus dem Nest kümmern, wie organische  Ausscheidungen und es gibt auch Wächterameisen die als Immunsystem des Nestes fungieren und natürlich gibt es ein Geschlechtsorgan – die Ameisenkönigin.
  
Waldameise (Formica sp)
 
Es gibt im Gehirn einer Ameise nur 250.000 Zellen. Im Vergleich zur Größe des menschlichen Gehirns ist das ein vernachlässigbares kleines “Computer Zentrum” auf den ersten Blick. Doch wenn man bedenkt, dass in jedem Nest Zigtausende und Hundertausende von Ameisen zusammen leben. Dann übersteigt  das gemeinschaftliche Gehirn eines durchschnittlichen Ameisennestes das Volumen eines menschlichen Gehirns. Es ist wie das Internet, wo jeder einzelne Computer vielleicht nicht mächtig ist, aber wenn man alle zusammen zu einem System formt, kann man die ganze Welt verändern.
 
Und Ameisen haben tatsächlich Flügel. Um die zu entdecken muss man zu einem Ameisenhügel gehen  wenn diese faszinierenden Tiere ihre Hochzeitsflüge machen. 
 
Anmerkung des Übersetzers: Auf dem Schild, oben auf dem zweiten Bild, steht, dass für den Besuch im Bereich des Akste   Ameisen Reiches eine besondere Genehmigung von der Põlvamaa Umweltbehörde erforderlich ist.


 

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