Neue Cameras
Diskussion über Robbenjagd
Baltic News Service Interview März 2015 mit Ivar Jüssi
Fotos Kaarel Kaisel und Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
Ringelrobben Junges
Forscher fürchten, dass die geschützten Ringelrobben von unerfahrenen Jägern, die sie mit Kegelrobben verwechseln, erschossen werden: während der Robben-Jagdsaison, die Mitte April beginnt haben die Ringelrobben den Höhepunkt des Fellwechsels und verbringen viel Zeit außerhalb des Wassers.
“Der 15. April ist der Höhepunkt der Fellwechselzeit der Ringelrobben und man kann sie auf den Felsen nahe dem Ufer sehen, auch außerhalb der Schutzgebiete, “ berichtet der Meeresbiologe Ivar Jüssi BNS. „Unerfahrene Jäger erkennen den Unterschied zwischen Kegel- und Ringelrobben aus der Schussdistanz nicht, auch wenn sie noch so beteuern, dass sie es können. Nachdem die Geldstrafen ziemlich hoch ausfallen, wird niemand freiwillig seinen Fehler zugeben, es wird nichts im Bericht der Jagdergebnisse aufgeführt und keine Kegelrobben-Jagdgenehmigung wird entzogen werden“.
Dieses Jahr erlaubt die Umweltbehörde den Abschuss von 53 Kegelrobben in Estland. Im Golf von Riga können 33 geschossen werden, an den nördlichen und westlichen Küsten der Inseln 8 und im Finnischen Meerbusen 12 Tiere. Die Kegelrobben-Jagdsaison beginnt am 15. April, wenn die Weibchen mit dem säugen der Jungen fertig sind und dauert bis zum 31. Dezember.
Als eine weitere Bedrohung sieht Ivar Jüssi die Transformation des ursprünglichen Prinzips der Wahrung der Jagdtraditionen und eine sogenannte nachhaltige Nutzung. Er behauptet, dass dies zwei fundamental unterschiedliche Dinge sind. „Der Punkt der nachhaltigen Nutzung ist immer Beute zu machen und sie zu nutzen, die Rhetorik der nachhaltigen Nutzung ist politisch; dahinter steckt ganz einfach das Ziel dass die Jagd nicht die Population gefährden soll. Natürlich ist das auch wichtig“ sagte er.
“Die Entscheidung der Umweltbehörde hat einen gesellschaftpolitischen Aspekt der das Prinzip der nachhaltigen Nutzung sinnlos macht. Es hängt von der Tatsache ab, dass die Jagdmethoden nicht verboten sind, wo das Risiko Beute zu machen, auch im Fall einen tödlichen Schusses, weder minimiert ist, noch das Risiko das Tier zu verletzen. Die Jagdmethoden sind im allgemeinen nicht festgelegt,“ sagt Jüssi. „Das bedeutet, dass das Schießen aus einem Boot auf eine im Wasser schwimmende Robbe nicht verboten ist. Selbst nach einem tödlichen Schuss sinkt die Robbe schnell unter Wasser und ein verletztes Tier kann nicht verfolgt werden. Und noch einmal – diese Tiere werden nicht in der Schießstatistik aufgeführt und keine Genehmigungen werden entzogen. Nicht zu vergessen den ethischen Aspekt der Jagd.“
Kegelrobben
Ivar Jüssi zufolge ist das Schießen aus dem Boot ins Wasser nicht verboten weil wir es mit dem „unklaren populistischen Gerede der Fischer“ zu tun haben. „Nicht nur in Estland, sondern auch anderswo. Und irgendwie werden die Mythen immer noch bewahrt und man will so dumm wie die Nachbarn sein. Letzteres apropos Lobbyisten der Fischer denen es erlaubt ist Robben in Fischzeug zu erschießen“, sagt Jüssi.
Um die Verluste für die Fischerei deutlich zu reduzieren, müssen in der Ostsee mindestens 15 000 Robben schnellstens getötet werden gemäß Jüssi. „Bisher wurde noch keine Studie gemacht ob und wieviel die Robbenjagd, die in Finnland seit langer Zeit betrieben wird, die Verluste in der Fischerei getroffen hat, das ist natürlich auch von Bedeutung“ sagt er.
„Ok. die Existenz der sogenannten “Spezialisten” oder problematischen Individuen wurde bestätigt. Doch wie erkennen wir sie unter den anderen? Alle Robben die um Fischzeug herum sind, müssen nicht unbedingt darauf spezialisiert sein, die Umgebung anzugreifen und sogar „Spezialisten“ ändern ihre Nahrungsgebiete. Ich habe wiederholt gesagt, dass man die Fischer nicht täuschen sollte, dass jetzt wo die Jagd erlaubt ist, ihre Verluste reduziert werden und alles gut werden – es wird nicht so sein, es ist nur als wenn man Betäubungsmittel auf einen entzündeten Zahn gibt,“ betont Ivar Jüssi.
Die Kegelrobben Population der ganzen Ostsee beträgt ungefähr 30 000 Tiere, von denen fast 5300 in Estnischen Gewässern leben den letztjährigen Daten zufolge. In Finnland und Schweden werden Kegelrobben schon seit Jahren gejagt.
Kegelrobben wurden in Estland seit 1970 nicht gejagt, weil die Jagd verboten wurde wegen der geringen Population. Heute hat sich die Population erholt und die Zahlen steigen.
Im November letzten Jahres, an ihrem letzten Arbeitstag, unterschrieb die ehemalige Umweltministerin Keit Pentus-Rosimannus die Dokumente, die die Jagd auf Kegelrobben erlaubt, trotz der Tatsache, dass Experten noch einmal eine gründliche Auseinandersetzung über dieses Thema empfahlen.