Ernte ist reif

Text Vahur Sepp, Förster
Foto Eevi Pärt, Tier des Jahres-Fotogalerie
 
 

Wildschwein      Metssiga     Sus scrofa

 
Ein Festessen ist für die Wildschweine angerichtet – die Feldfrüchte sind reif.
 
Mensch und Wildschweine sind beide Allesfresser, bevorzugen bei den Gemüsesorten diejenigen, die reich sind an Kohlenhydraten und Stärke. Es scheint auch so, als ob der bevorzugte Geschmack bei uns und den Wildschweinen sehr ähnlich sind.
 
Im Juli, nach der Blüte, erreichen die Winterweizenkörner das Milchreifestadium. Die Wildschweine scheinen gut informiert zu sein und greifen Weizenfelder am häufigsten von der Grenze zum Waldrand her an. Es wäre sinnvoll, einen Streifen geschnittenes Grasland zwischen dem Feld und dem Wald zu haben, wo Jäger die Tiere beobachten können. Hochgewachsene Feldfrüchte bieten dem Wild neben der Nahrung gute Deckung. Schießen ist eigentlich nur von einem hochgelegenen Sitz aus möglich.
 
Auf größeren Feldern legen Wildschweine Tagesruhebereich an, so dass es nicht notwendig ist, zwischen den Mahlzeiten in den Wald zu ziehen. Rapsfelder bieten besonders guten Schutz. Wildschweine werden Raps nicht fressen, sondern diese Felder nur zum Schlafen und als vorübergehende Ruheplätze nutzen.
 
Erbsenschoten wachsen im Juli ebenfalls zu essbarer Größe heran. Schweine zerkauen die Schoten und die übrige faserige Masse speien sie aus. Die Ernährung bei Getreide verläuft in gleicher Weise.
 
In der zweiten Augusthälfte beginnen die Bauern je nach Wetterlage, den reifen Winterweizen zu ernten. Dann ist es Zeit für die Wildschweine, in die Sommerweizenfelder umzuziehen. Als nächste Frucht ist der Hafer zu begrüßen.
 
Die Wildschweine werden nicht an Roggen und Gerste gehen. Die spitzen Grannen lassen es lästig und zeitraubend werden, an die Körner zu gelangen. Diese Felder werden nur aufgesucht, wenn nichts besseres gesät wurde. Aber wenn Gerste oder Roggen wegen schlechtem Wetter ungeerntet belassen wird, werden die Wildschweine sich im Oktober-November in diesen Feldern ernähren. Zu dieser Zeit wird der Herbstregen die Grannen der Ähren abgebrochen oder aufgeweicht haben.
 
Die Fettschicht unter der Haut nimmt ständig zu. Dem unvermeidlich eintretenden harten Winter mit einigem Übergewicht entgegen zu gehen, fühlt sich sicherer an.
 
Estnisches Original veröffentlicht 05.08.2015


 

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