Jetzt, wo die Sommerhitze den zeitgemäßen Frühherbstwinden und Regenschauern nachgibt, ist es die beste Zeit hinauszugehen und diese in der Sonne gereiften schwarz-blauen Beeren auf Feldern oder an Wanderwegrändern zu pflücken.

Die Kratzbeere (Rubus caesius) sieht aus wie eine schwarze oder dunkelblaue Beere, ähnlich der Himbeere, mit einer gräulichen wachsartigen Haut, aber es ist nicht wirklich eine Beere – die Früchte der Kratzbeere, auch der Moltebeere sowie der Himbeere sind Sammelsteinfrüchte, bei denen jedes einzelne kleine Korn oder Steinchen einen kleinen Kern beinhaltet, ähnlich dem einer Kirsche oder Pflaume.

In Estland ist die Kratzbeere nur im östlichen Teil weit verbreitet, wo sie in einigen günstigen, kalkhaltigen Lebensräumen wachsen kann mit undurchdringlichen und stachelig verschlungenen Trieben. Fast die gesamte 50 cm bis zu 1,5 m hohen Pflanze ist großzügig mit Dornen versehen, die für den Pflücker recht unangenehm sind.

In einem schattigen Lebensraum wachsend, kann die Kratzbeere auch, wie eine Himbeere, aufrecht wachsen; im Landkreis Lääne kann man das z.B. an Exemplaren, die am Saunja oder Saare Wanderweg wachsen sehen, doch normalerweise schlängelt sich die Pflanze in Bodennähe, wo sie an ihren Spitzen Wurzeln bildet. Wenn das Bein eines ahnungslosen Pflückers in so eine Falle gerät, wird die Kratzbeere zum Stolperdraht.

Generell ist die Kratzbeere sehr gut zum Essen, obwohl sie in unserer Kultur nie so hoch angesehen war wie andere aus der Rubusart: aber in Südeuropa werden die Kratzbeeren Reservaten sehr geschätzt.

Ich habe keine Ahnung, warum die Himbeere und Moltebeere mehr geschätzt wird, als die schwarze Kratzbeere, der Grund mag in dem säuerlicheren Geschmack der Kratzbeere liegen, der schwierigen Ernte oder dem wenigen Vorkommen.

Tatsächlich ist die Kratzbeere ein sehr wertvoller kulinarischer Rohstoff: bei der Zubereitung bei höheren Temperaturen entwickelt sie ihre besten Geschmackseigenschaften.  Die Kratzbeere enthält auch viele Makro- und Mikroelemente, wie Kalium, Magnesium, Natrium, Calcium, Eisen, Phosphor, Nickel, Kupfer usw., organische Säuren, Vitamine A, C, P, E, B2, B1, natürliche Antibiotika, Fasern und Aminosäuren.

Alle Teile der Kratzbeere sind als Heilkraut anerkannt – Blätter und Blüten an jungen Trieben, die Wurzeln, die frische, getrocknete oder konservierten Flüchte. In unserem Klima  wurde die großzügig Vitamin- und Mineralhaltige Pflanze innerlich  für verschiedene Erkältungen und gastroenterologischen Erkrankungen und äußerlich zur Behandlung von Hautproblemen eingesetzt.

Es ist nichts mehr hinzuzufügen als die Beeren in das Beerenpflück Körbchen zu bekommen!