Wetterjahr 2019

Eingereicht von Looduskalender - Mi., 15.01.2020 - 20.02
Autorid

Geschrieben und Gelesen in Kuku Radio von Kristel Vilbaste

Fotos VikipeediA und Arne Ader

Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit

Estnischer Text gepostet am 28.12.2019

Textkörper

Klimadiskussionen sind für Europäer zum wichtigsten Thema geworden. Und in einer Zeit, in der die Entscheidungen bereits von der Politik, nicht nur von Mitarbeitern der Umweltschutzbehörde getroffen werden müssen, gibt es viel Ärger und Kontroversen. Aber dass auf unserem Globus etwas passiert, ist selbst für ein kleines Kind verständlich. Das Verständnis beginnt mit kleinen Details, mit der Fähigkeit sich umzuschauen um zu sehen, wie die anderen Bewohner des Planeten leben, oder sogar jene, denen wir jeden Tag in der Natur begegnen. Ich habe in meinen Notizen nachgeschaut, was in der Natur dieses Jahr mein Herz höher schlagen ließ:

Pildistas Kadri Veskioja.Kuuvarjutus 21.01.2019 Põlva vald

Fotografiert von Kadri Veskioja. Mondfinsternis am 21.01.2019 in Põlva

Anfang Januar lag bereits Schnee auf dem Boden und an einigen Tagen reichte er bis zu den Knien. Aber ab und zu taute es und dann tropften rötliche Blutspuren von den wilden Rosensträuchern auf den weißen Schnee. Ende des Monats brachte wieder etwas Rotes an den Himmel, am 21. Januar „verschluckte die Erde den Mond“ Die Mondfinsternis war recht gut zu sehen.

Ende Januar war es schon möglich Sonnenbäder in dem dicken Schnee zu nehmen, begleitet von Meisenkonzerten.

Kuva Maavalla Koda

Blick von der Erde

Anfang Februar waren die Meisen so aufgeregt, dass sie anfingen nach verfügbaren Wohnungen mit Eingangshöhlen zu suchen. Wunderschöne rote Sonnenuntergänge und Wassermangel in den Quellen.

Trotzdem fehlte es nicht an Schnee, zeitweite fiel „Baumbrecher“ Schnee, was die Baumleute verärgerte. Doch Mitte des Monats schmolz der Schnee schon an Mauern und das Thermometer sprang auf +7 Grad. Schneeglöckchen steckten ihre Nasen heraus. Hasen beschnitten Apfelbäume mit großem Eifer. Der Jubiläumstag der Republik bescherte den alten Glaubensanhängern einen glorreichen Tag in Taevaskoja.

Kliimastreik Tallinnas (15. märts 2019)

Klimastreik in  Tallinn (15. März 2019)

Im März dauerte der Kampf zwischen Schnee und Wärme bis zur Mitte des Monats, aber immer wieder erschreckten die Schneeglöckchen den Schnee und brachten ihn zum Schmelzen. In Võrumaa waren im Unterholz des Waldes sowohl Zinnoberrote Prachtbecherlinge als auch Giersch zu finden. Der Kleiber pfiff und der Specht trommelte.

Der 15. März brachte außergewöhnlich viele Kinder auf die Straßen um für das Klima zu streiken. Am 18. März war ein Regenbogen am Himmel. Am 23. März , ungewöhnlich früh, flatterten die „Vorboten eines goldenen Sommers“ im Hof umher und die Eisberge sammelten sich wieder am Peipusufer.

Sinililled

Leberblümchen ( www.loodusemees.ee )

In den ersten Apriltagen fingen Leberblümchen an zu blühen und Buchfinken an zu singen. Am 07. April waren die Vogelkirschen grün und am 18. April blühte in Tartu Löwenzahn und in Võrumaa die Schlüsselblumen. Am 20. April begann der Bärlauch Wahnsinn. Am Jüripäev, dem Tag des Heiligen Georg, paarten sich Kröten. Am Ende des Monats haben uns die roten Sonnenuntergänge besonders verzaubert.

Metsmaasikas  

Walderdbeeren   ( www.loodusemees.ee )

In den ersten Maitagen blühten im Süden Estlands die Walderdbeeren und Pflaumen. Am Morgen des 06. Mai waren die Blüten vereist. Aber zur gleichen Zeit begann der Flieder zu blühen. Am 07. Mai lagen Eierschalen von Staren am Boden. Wer keine Bären gesehen hat, war nicht im Wald. Leute verfolgten sie auf Wanderwegen.

Mitte des Monats konnte bereits Giersch geerntet werden. Es war das „Jahr gegen das Beschneiden des Löwenzahns“. Weißklee blühte am 28. Mai.

Verd täis imenud sääsk

Moskito vollgesaugt mit Blut ( www.loodusemees.ee )

Im Juni genossen wir Sonne und Wärme und eine enorme Blütenpracht. Unerwartet tauchten Anfang Juni im Wald die ersten Gemeinen Birkenpilze (Leccinum scabrum) auf. Die Ausbeute an Walderdbeeren war gering. Dagegen gab es viele Moskitos und sie färbten sich in der Gegenwart von Menschen schnell rot. Am Mitsommerabend regnete es nicht. Die Sonne schien liebkosend. Es gab eine wahnsinnige Menge von Lindenblüten.

Laulupidu 2019

Liederfest 2019

Der Juli war kühl und grau. Während der Proben für das Liederfest prasselte Regen nieder. Die Himbeerernte war endlos. Der Võrtsjärv See wurde kleiner und Ende Juli sprang das Thermometer auf über 30 Grad.

Kukeseen

Pfifferlinge ( www.loodusemees.ee )

Anfang August war es regnerisch, unerwartet stellte sich heraus, dass in diesem Jahr kein Honig aus den Waben gewonnen werden konnte, in vielen hatte sich der Honig in den Waben kristallisiert. Es gab genug Pfifferlinge, doch als sie anfingen herauszukommen verschwanden viele in der Trockenheit. In Südestland war Apfelknappheit. Und auch Steinpilze gab es kaum. Nordlichter leuchteten über den Himmel.

Viinamari "Jubileinaja Novgoroda"

Weintrauben "Jubileinaja Novgoroda" ( www.loodusemees.ee )

Im September entdeckten wir, dass wir ein südliches Land sind – der Herbst brachte eine Rekordernte an Trauben. Es gab in Südestland keine Eicheln. Die Kastanien hingegen waren groß. Die Moosbeeren waren nicht in der zweiten Septemberwoche reif, die Kerne wurden eine Woche später als üblich braun. Bei Beginn des Herbstes färbten sich die Blätter der Bäume langsam gelb und die Sonnenwende brachte den ersten Frost und es bildete sich Eis auf den Wassergefäßen.

Vaade Harimäe tornist. Otepää kõrgustik

Blick vom  Harimäe Turm. Otepää Hochland ( www.loodusemees.ee )

Im Oktober wollten die Blumen nicht glauben, dass der Sommer vorbei war, sie blühten einfach weiter. Am 07. Oktober war der Toomemägi voll Blattgold und die Menschen bewunderten das. Es war ein außergewöhnlich farbenprächtiger Herbst. Mitte Oktober hatte auch der Peipussee seinen Tiefststand. Am 28. Oktober brach ein Sturm die Bäume und in Võru forderten Naturgewalten einen Überlebenskurs für Menschen. Am 29. Oktober fiel der erste Schnee.

Tormine meri

Stürmische See ( www.loodusemees.ee )

November kam mit Stürmen und heftigen Regenfällen, Brunnen wurden wieder gefüllt und Felder überflutet. Teiche waren bis Ende des Monats vereist.

Elva jõgi

Elva Fluss ( www.loodusemees.ee )

Im Dezember kamen mehrere Kältewellen und manchmal lag sogar Schnee auf dem Boden, es gab Stürme und Überschwemmungen.

Ich fragte auch meine Wissenschaftlerfreunde, was die diesjährige Natur bedeutete, was wie üblich und was besonders war:

Botanist Tiina Elvisto sagt: “September und Anfang Oktober war es sehr verregnet. Die Fichten hatten viele Zapfen. Es war ein Jahr des märchenhaften Reichtums von Eberesche, Weißbuche. Quebecer Weißdorn (Crataegus submollis), Weißdorn und Weinrebenbeeren!"

Insekten Spezialist Urmas Tartes fasste das Leben der Schmetterlinge wie folgt zusammen: ”Oktober kam bereits im August.

Distelfalter (Vanessa cardui) hatten zwei Spitzenwellen von Migranten in Frühjahr. Es waren überraschend wenige in der Sommergeneration.“

Looduskalender Kreateur Gennadi Skromnov sprach sowohl über seine eigenen, als auch über die Beobachtungen seiner Frau Marju: ”An den Laichplätzen der Salmoniden war, dank der Herbstregenfälle, genug Wasser, auch die Westwinde halfen und hielten den Wasserstand hoch. Die Laichplätze zeigten zwar gut Fische, aber die Laichzeit zog sich länger als üblich hin und das Laichen dauert immer noch an. Während der letzten paar Dürrejahre hatten unsere Äpfel eine dickere Schale, ähnlich wie die, die aus dem Süden importiert werden. Im Nordwesten Estlands ging die Sommerpilzsaison verloren, aber die des Herbstes begann mit Regen im September und dauert immer noch an.“

Vello und Laine Keppart, die seit Jahren die Natur in Jõgevamaa beobachtet haben: "Die Vegetationsperiode in Jõgeva war länger, heißer und trockener als üblich. Vom 1. April bis zum 10. September betrug das Niederschlagsdefizit 145 mm. Für den zweiten Sommer gab es während der Vegetationsperiode der Pflanzen nur wenig Bodenwasser. In den Seen und Flüssen war der Wasserstand sehr niedrig. Durch das trockene und warme Jahr verbreiteten sich in Fichtenbeständen schnell Bohrer - mehrere Fichtengruppen vertrockneten".

Kaja Kübar aus Pärnumaa die verwaiste Bärenjunge im Nigula Wildtierheim aufgezogen hat, erzählt:“ Überall tummelten sich Bären, einer von ihnen amüsierte sich mit Heubällen. In diesem Jahr gab es wirklich viele Wölfe, manchmal wurden neun Wölfe gleichzeitig von den Autoscheinwerfern gefangen. Aber der Herbst begann nur mit Modder, Modder und nochmal Modder."

Wildtier Fotograf und Ornithologe Arne Ader sagt:“ Es gibt immer weniger Wachtelkönige. Es war spannend das Nestleben des Vogels des Jahres, der Nachtschwalbe, mit der Webcam zu verfolgen. Und im Herbst staunte ich über den vorbeiziehenden Zug der Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica), ich habe früher nur einzelne getroffen, jetzt aber an manchen Tagen 10 Vögel auf einmal auf der Matsalu-Wiese.“

Naturschützerin Enn Vilbaste schreibt:“ Bachstelzen blieben lange hier, sowohl die Gebirgsstelzen als auch die Schafstelzen. Die Birkhhühner haben angefangen auf den Viehweiden zu nisten, weil es eine beängstigende Anzahl kleiner Raubtiere an den Moorrändern gibt.“

Der Heilkräuterforscher Ain Raal beschreibt das Leben im Meer:“ Eine Bootsfahrt zu den Malus-Inseln hat mich besonders glücklich gemacht. Wir befanden uns plötzlich inmitten von Seehunden, die uns sogar bei unserer Abreise begleiteten. Unglaublich, in was für einem Land wir leben!" 

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